Impetigo contagiosa

Grindblasen, Eiterflechte, Borkenflechte (und Weitere, regional abweichend)

Bei einer Impetigo contagiosa handelt es sich um eine hochinfektiöse, bakterielle Hauterkrankung, welche vorrangig Säuglinge und Kleinkinder befällt. Ein Auftreten dieser Hauterkrankung kommt jedoch auch im Erwachsenenalter vor. Insbesondere bei Vorliegen eines atopischen Ekzems, da die entstehenden Mikrotraumen (hervorgerufen durch Hautkratzen) ein Vordringen des Krankheitserregers in tiefere Hautschichten begünstigt. Die Inkubationszeit von Impetigo contagiosa liegt in der Regel bei zwei und zehn Tagen, in Einzelfällen dauert sie jedoch auch über einen längeren Zeitraum an. Diese bakterielle Hauterkrankung bleibt so lange infektiös, bis die offenen und/oder eitrigen Hautstellen vollständig abgeheilt sind. Man unterscheidet zwei grundlegende Formen der Impetigo contagiosa:

1. Impetigo vulgaris

Auslöser dieser kleinblasigen Form von Impetigo contagiosa sind betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes). Infektionsquellen: Rachen- und/oder Naseninfektionen bei Patienten, aber auch bereits bestehende Impetigoherde. Hierbei kommt es besonders oft in Schulen und Kindergärten zu einer Übertragung der Krankheitserreger.

2. Impetigo bullosa

Diese großblasige Form von Impetigo contagiosa wird ausgelöst durch Staphylococcus aureus. Auch hierbei übertragen sich die Krankheitserreger in besonderem Maße von Kind zu Kind in Schulen und Kindergärten.

Symptomatik und Diagnostik bei Impetigo contagiosa

Eine Impetigo contagiosa beginnt vorzugsweise im Bereich von Nase, Mund und Händen durch Auftreten von Bläschen und kleinen Pusteln, welche in der Regel binnen kurzer Zeit aufplatzen. Im weiteren Verlauf bilden sich scharf abgegrenzte Infektionsherde mit goldfarbenen Krusten. Auch diese platzen gewöhnlich auf, trocknen ab und verheilen, so dass bei normalem Verlauf keine Folgen entstehen. Nur sehr selten kommt es vor, dass die Erreger in tieferliegende Hautschichten übergehen und Entzündungen oder Abszesse auslösen. Impetigo contagiosa breitet sich insbesondere durch Schmierinfektion aus, was bei Vorliegen einer schwachen Immunabwehr zusätzlich begünstigt wird.

Ein bakteriologischer Erregernachweis (Hautabstrich, Nasen- und Rachenabstrich) so wie das charakteristische klinische Hautbild bilden den Nachweis einer Impetigo contagiosa. Dabei muss differentialdiagnostisch vorrangig eine superinfizierte Herpes Simplex-Infektion ausgeschlossen werden können.

Behandlung der Impetigo contagiosa

Die Behandlung einer Impetigo contagiosa ist laut IfSG §24 in Bezug auf IfSG §34 ausschließlich Ärzten gestattet. Heilpraktiker dürfen diese Behandlung beispielsweise nicht durchführen. Darüber hinaus bestehen laut IfSG §34 besondere Vorgaben für Erkrankte in öffentlichen Einrichtungen mit der Zielsetzung, eine Verbreitung dieser hochgradig ansteckenden Krankheit zu verhindern.

Die aktuellen Behandlungsleitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sehen für den Regelfall keine systemische Antibiotika-Therapie vor (Ausnahme: Extreme Ausbreitung und/oder Rezidiven). Allerdings ist im besonderen Maße auf hygienische Maßnahmen zu achten: Das Kratzen an betroffenen Hautpartien sollte gänzlich vermieden werden. Regelmäßiges Händewaschen und gründliches, möglichst heißes Waschen der am Körper anliegenden Kleidung und auch der Handtücher trägt erheblich dazu bei, die Infektion einzudämmen – weitere Ansteckungen können verhindert und die Heilungstendenz gefördert werden.

Eine lokale Therapie der Initialherde kann mit antibiotikahaltigen Salben (Fusidinsäure, Mupirocin, Retapamulin) vorgenommen werden. Ergänzend haben sich desinfizierende Bäder, Lösungen und Umschläge bewährt. Eine systemische Therapie (beispielsweise mit Amoxicillin/Flucloxacillin/Cephalosporinen) sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn Rezidiven oder eine extreme Ausbreitung vorliegen.

Mögliche Komplikationen

Unter Umständen können eine Nierenerkrankung, regionäre Lymphangitis oder Lymphadenitis als Folgeerkrankungen auftreten.

 

Literaturverzeichnis

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